Young Leaders-Programm

Atlantisch bleiben, europäischer werden

Eine Erinnerung und ein Ausblick von Hans-Gert Pöttering

Hans-Gert Pöttering; Foto: Olaf Kosinsky

Von Hans-Gert Pöttering

Es war eine Freude, an der ersten Young Leaders Conference im Jahre 1973 in Hamburg teilzunehmen. Vorgeschlagen für diese Konferenz wurde ich nicht von einer Persönlichkeit der Atlantik-Brücke, sondern von Christopher Emmet, geschäftsführender Vorsitzender des American Council on Germany in New York. Und das kam so:

Im Sommer 1971 war ich zu einem Studienaufenthalt an der Columbia University in New York, um für meine Doktorarbeit, die sich mit den deutsch-amerikanischen Beziehungen während der Kanzlerschaft von Konrad Adenauer befasste, zu forschen. Vom ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretär bei Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger, Karl Theodor zu Guttenberg, dem Großvater des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg, hatte ich eine Empfehlung für Christopher Emmet. Mehrfach habe ich Christopher Emmet und seine Mitarbeiterin, Sarah N. Fagin, in New York getroffen. So ist es dazu gekommen, dass Christopher Emmet mich für die erste Young Leaders Conference vorschlug. An diese Konferenz in Hamburg habe ich eine sehr gute Erinnerung.

Einige Jahre hatte ich mit anderen Young Leaders noch Kontakt, und eine Verbindung besteht bis heute mit Georg Jarzembowski aus Hamburg. Im Jahr 1991 wurden wir Kollegen im Europäischen Parlament, dem ich bereits seit seiner ersten Direktwahl 1979 angehörte. Wir sind auch heute freundschaftlich verbunden. In meiner Zeit als Fraktionsvorsitzender der Europäischen Volkspartei und Europäischen Demokraten im Europäischen Parlament (1999-2007) hat Georg Jarzembowski mich sehr unterstützt.

In einer Zeit großer Herausforderungen durch autoritäre Regime, so der verbrecherische Krieg Russlands gegen die Ukraine, ist die Partnerschaft mit den USA von großer Bedeutung.

Die Programmatik der Young Leaders Conference 1973 in Hamburg sowie auch die darauffolgende Konferenz 1975 in Racine, Wisconsin, haben mein Bewusstsein für die Notwendigkeit enger transatlantischer Beziehungen sowohl zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten als auch der EU und den USA bestärkt. Bei allen Unterschieden bei der Beurteilung politischer Fragen haben wir doch ein gemeinsames Wertefundament: Freiheit und Demokratie. In einer Zeit großer Herausforderungen durch autoritäre Regime, so der verbrecherische Krieg Russlands gegen die Ukraine, ist die Partnerschaft mit den USA von großer Bedeutung.

Wenn ich Einladungen der Atlantik-Brücke bekomme, nehme ich gern an Veranstaltungen teil. Leider konnte ich 2023 der Bitte der Atlantik-Brücke, aus Anlass der 50-Jahr-Feier der Young Leaders Conference eine Rede zu halten, nicht entsprechen, weil eine gut überstandene Operation mich daran hinderte.

Die transatlantischen Beziehungen sind gekennzeichnet von Höhen und Tiefen. Als ich mich für meinen Studienaufenthalt an der Columbia University für ein Stipendium beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) bewarb, fragte der mich prüfende Professor: “Befindet sich die NATO in der Krise?“

Krisenhafte Entwicklungen hat es immer wieder gegeben. Heute sind – alles in allem – die transatlantischen Beziehungen stabil. Es ist zu hoffen, dass dieses nach den amerikanischen Präsidentschaftswahlen im November 2024 so bleibt. Gerade auch angesichts des Krieges Russlands gegen die Ukraine sind gute transatlantische Beziehungen sowohl für die USA wie die Europäer fundamental. Die amerikanische Forderung, dass die Europäer größere Verantwortung in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik übernehmen, ist berechtigt. Deswegen sollte gelten: Atlantisch bleiben, europäischer werden.

Hans-Gert Pöttering ist ehemaliger Präsident des Europäischen Parlaments und heute Beauftragter für Europäische Angelegenheiten der Konrad-Adenauer-Stiftung. Als Teilnehmer an der ersten Young Leaders-Konferenz 1973 ist er zudem Young Leader Alumnus und Senior-Mitglied der Atlantik-Brücke.

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