„Der Brexit wird nicht auf Kosten der transatlantischen Beziehungen gehen“
Der langjährige Europa-Abgeordnete und Brexit-Beauftragte der Europäischen Volkspartei (EVP) im Europäischen Parlament, Elmar Brok, spricht im Interview über den Austritt Großbritanniens aus der EU und die Auswirkungen auf die transatlantischen Beziehungen
Herr Brok, Sie sind seit 1980 Mitglied des Europäischen Parlaments und haben schon viele europäische Krisen mitverfolgt. Vor dem Hintergrund Ihrer fast 40-jährigen europäischen Erfahrung: Wie groß ist Ihre Sorge um Europa angesichts nationalistischer Strömungen und Entwicklungen vor dem Brexit?
Die nationalistischen Strömungen sind in der Tat sehr gefährlich. Dieser Weg kann letztlich zu den Schützengräben der Vergangenheit zurückführen, wenn nationalistische Parteien zu mächtig werden. Der Brexit zeigt deutlich, dass die Populisten die Wähler bewusst täuschen, um ihre nationalistische Agenda durchzusetzen. Die Demokraten müssen dagegenhalten, um unseren Frieden und unsere Freiheit zu erhalten. Aber auch die Basis unseres wirtschaftlichen Erfolges, der Binnenmarkt, ist dann zerstört.
Präsident Donald Trump hat den Brexit befürwortet, aber die von Premierministerin Theresa May verhandelten Pläne für den Austritt harsch kritisiert. Ist ein No-Deal-Brexit besser für die USA?
Generell ist der Brexit schlecht für die USA, das hatte Präsident Barack Obama sehr gut dargestellt. Für die USA unter Trump ist ein No-Deal-Brexit besser als ein Abkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich, da dies den USA eine enorm überlegene Verhandlungsposition gegenüber den Briten einräumt.
Was bedeutet der Brexit für die transatlantischen Beziehungen? Werden die USA und Großbritannien auf Kosten der transatlantischen Beziehungen politisch und wirtschaftlich weiter zusammenrücken?
Wenn es bei der von Theresa May vorgeschlagenen Strategie für die Zeit nach dem Brexit bleibt, ist eine engere Anlehnung an die USA zu erwarten. Ich glaube aber nicht, dass dies auf Kosten der transatlantischen Beziehungen zwischen den USA und der EU gehen wird. Schließlich haben alle Beteiligten ein Interesse daran, die guten Beziehungen beizubehalten. Die EU als Einheit ist eine starke Kraft, vor allem auch in der Handelspolitik.