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Der Verlust des großen Bruders – außenpolitisches Gespräch

Für Deutschland bedeutet die Präsidentschaft Donald Trumps, dass vieles, was bislang selbstverständlich war, neu gedacht werden muss. „Der große Bruder, an den wir uns immer anlehnen konnten, ist nicht mehr da“, kommentierte Dr. Thomas Bagger, Leiter Außenpolitik im Bundespräsidialamt, die abgekühlte Stimmung zwischen Deutschland und den USA seit der Inauguration Präsident Trumps. Am Vorabend des ersten Treffens zwischen der Bundeskanzlerin und dem amerikanischen Präsidenten sprachen Thomas Bagger und Martin Klingst, Politischer Korrespondent der ZEIT, in Berlin über die Zukunft der transatlantischen Beziehungen unter veränderten Vorzeichen.

Trumps protektionistische und nationalistische Pläne stellen Deutschland vor Herausforderungen. Trump setze außenpolitisch auf die Aufrüstung der USA, nicht auf internationale Zusammenarbeit. Das habe auch sein Budget-Entwurf deutlich gemacht, so Martin Klingst. Die zwei weiteren Themen, die den Präsidenten besonders bewegen, seien Freihandel und Immigration. Donald Trump sehe sich nicht primär als Regierungschef, sondern als Anführer einer politischen Bewegung. Dies spiegele sich auch in seinem konfrontativen Regierungsstil wieder. Thomas Bagger ergänzte, dass noch offen sei, ob sich Trump eher auf die Seite des ideologischen Flügels schlagen werde, den insbesondere sein Chefstratege Stephen Bannnon verkörpert, oder pragmatischen Lösungen den Vorzug geben werde.

Beide Redner waren sich einig, dass für erfolgreiche transatlantische Zusammenarbeit in Zukunft zunächst eine europäische Selbstvergewisserung nötig sei. Nur so können behutsam gemeinsame Interessen mit den USA eruiert und Werte bewahrt werden.

Um den Gesprächsfaden über den Atlantik nicht abreißen zu lassen, müsse auch eine gute persönliche Basis zwischen Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Trump geschaffen werden. Dies sei angesichts der unterschiedlichen Persönlichkeiten und der divergierenden Ansichten nicht einfach. Doch auch zwischen Präsident Obama und der Bundeskanzlerin sei ein anfangs distanziertes Verhältnis einer engen freundschaftlichen Beziehung gewichen.

Die rund 40 Mitglieder und Young Leaders-Alumni, die zu der Veranstaltung ins Magnus-Haus gekommen waren, diskutierten mit den Rednern über Präsident Trumps Erfolgsaussichten, über inhaltliche Überschneidungen zwischen der Tea Party und Positionen des neuen Präsidenten sowie über die Unterschiede zwischen Trumps und Obamas Verhältnis zu Europa.

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