Female Network Atlantik-Brücke

Die Architektinnen des Friedens

Die Architektinnen des Friedens 15.02.2025, Munich, MSC2025, Munich Security Conference, Bayerischer Hof | Dachgarten Lounge: MSC 2025 - Beyond Victims: Women as Architects of Lasting Peace Photo: MSC/Jens Hartmann

Die Organisationen „Women Wage Piece“, „Women of the Sun“ zeigen mit Human Rights Watch auf, wie Frieden im Nahen Osten dank Frauen möglich wäre. Dies verdeutlichte die Veranstaltung „Beyond Victims: Women as Architects of Lasting Peace“ am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz.

Von Katja Gloger

Vor 25 Jahren verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen unter Nummer 1325 eine wegweisende Resolution, sie hat von ihrer Bedeutung nichts verloren. Zum ersten Mal forderte sie, konkrete Maßnahmen zum Schutz von Frauen, aber vor allem auch zur Stärkung der Teilhabe von Frauen an politischen Prozessen sowie Institutionen bei Verhütung und Bewältigung von Konflikten zu ergreifen.

Denn Frauen sind Friedensarchitektinnen. Wenn sie mit am Tisch sitzen, aktiv über Konfliktlösungen und Gestaltung friedenssichernder Prozesse verhandeln – dann erhöhen sich die Chancen auf nachhaltigen Frieden. Sicherheitspolitik kann auf Frauen nicht verzichten. In Zeiten der „Polykrisen“ schon gar nicht.

Vor gut drei Jahren gründete sich das Female Network in der Atlantik-Brücke in der Hoffnung auch darauf, mehr Frauen für transatlantisches Engagement zu begeistern – und jetzt, da sich auch in den USA die Abbrucharbeiter der Demokratie ans Werk gemacht haben, scheint dies wichtiger denn je. Breit aufgestellt, organisiert das Female Network Veranstaltungen mit Frauen und für Frauen zu verschiedensten politischen Themen.

Und gut 70 Frauen folgten am Vorabend der Münchner Sicherheitskonferenz der nunmehr dritten Einladung zu Diskussion und Netzwerken in die Dachgarten Lounge des Konferenzortes Bayerischer Hof. Einige unter ihnen waren eigens dafür angereist.

Fragen zu Krieg und Frieden

Nach Veranstaltungen mit mutigen Unterstützerinnen der iranischen Protestbewegung „Frau. Leben. Freiheit“ und den Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz für demokratische Gesellschaften ging es in diesem Jahr um Krieg und Frieden: „Beyond Victims: Women as Architects of Lasting Peace“.

Zu Gast auf dem Podium zwei, ja, starke Frauen, die sich für die friedensstiftende Rolle und Macht der Frauen engagieren.

Denn 25 Jahre nach Verabschiedung der UN-Resolution 1325 fallen immer noch – und immer wieder – vor allem Frauen und Kinder den Krisen und Kriegen zum Opfer. Allein in Gaza starben Zehntausende, schutzlos den Bomben ausgeliefert, oft ohne medizinische Versorgung, die Infrastruktur zerstört, Hilfslieferungen ausgeblieben. Gaza ist eine Trümmerwüste, apokalyptisch die Lage. Aber auch so viele andere, nahezu vergessene Konflikte, all die Gewalt, Massenvergewaltigungen, Vertreibungen, Not und Hunger. Einer davon, ein Albtraum der Gewalt, im Sudan.

Aus Israel kam Dr. Yael Braudo-Bahat, Vize-Direktorin von Women Wage Peace. Vor zehn Jahren gegründet, ist „Women Wage Peace“ heute mit über 40.000 Mitgliedern die größte Friedensorganisation in Israel; sie kooperiert mit den Palästinenserinnen der NGO „Women of the Sun“, die beiden sind vielfach preisgekrönt. „Wir geben Hoffnung, und wir sind Hoffnung”, sagen sie. Schon vor dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 arbeiteten sie an einer gemeinsamen Zukunftsvision. Sie demonstrieren und marschieren für den Frieden, sie organisieren Peacebuilding-Camps für Frauen, sind solidarisch. Sie werden nicht müde, die nachhaltige Beteiligung von Frauen an Verhandlungen und einem – wenn auch noch so fern scheinenden – Weg zu echtem Frieden im Nahen Osten zu fordern.

Nicht müde werden, Frauen nachhaltig an Verhandlungen zu echtem Frieden im Nahen Osten zu beteiligen

Seit zwei Jahren leitet Tirana Hassan die renommierte Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch mit Sitz in New York. Sie berichtete eindringlich über die Kraft und Autorität und Entschlossenheit, mit denen sich Frauen der Gewalt entgegenstellen. Aber wieder einmal sind es vor allem Frauen und Kinder, die jetzt unter der Politik von US-Präsident Trump leiden: Der von ihm verfügte „Freeze“ der Programme der US-Entwicklungshilfeorganisation US-AID bedeutet de facto das Ende auch für unverzichtbare humanitäre Hilfsprogramme weltweit. Betroffen ist übrigens auch ein Peacebuilding-Programm der „Women Wage Peace“ und „Women of the Sun“. Yael hofft auf Unterstützung aus Deutschland.

Tirana Hassan setzt die Macht des Rechts gegen Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen, gegen die autoritäre Versuchung auch in Demokratien. Dauerhafter Frieden braucht die ernsthafte Suche nach Gerechtigkeit. Er braucht die Achtung des Völkerrechts und demokratischer Werte. Sonst würden am Ende auch die Normen untergraben, die Menschen weltweit Schutz bieten. Diese Rechte gelte es unbedingt zu schützen. Und dazu gehöre auch, sich dem entgegenzustellen, was sie so als „permissive environment“ beschrieb, als eine Atmosphäre der Nachgiebigkeit und des Gewähren-Lassens, in der man sich am Ende zum Komplizen macht.

Wie dunkel es werden kann, für Menschen überall und jedes Geschlechts, zeigte nur wenig später in München James David Vance, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Seine demonstrativ aggressive Rede – Fragen waren nicht zugelassen – wurde von vielen als Angriff auf die liberalen Demokratien des Westens verstanden.

Es ist eine Zeit der Entscheidungen, in den USA und anderswo. Es gibt viel zu tun für die Menschen in der Atlantik-Brücke und anderswo, ganz gleich welchen Geschlechts. Vielleicht beginnt es damit, nicht wegzusehen.

Katja Gloger ist Journalistin und Autorin. Sie ist zudem Mitglied der Atlantik-Brücke.

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