Die transatlantische Wertegemeinschaft sichern!
Die Atlantik-Brücke e.V. hat zum Abschluss ihrer diesjährigen Mitgliederversammlung den nachfolgenden Aufruf zur Zukunft der transatlantischen Beziehungen verabschiedet:
Deutschland, Europa und die Vereinigten Staaten von Amerika konnten sich über mehr als sieben Jahrzehnte auf die von gemeinsamen Werten getragene Partnerschaft gegenseitig stützen und verlassen. Diese Partnerschaft hat die internationale Nachkriegsordnung geprägt, sie hat Frieden, Freiheit und Wohlstand über viele Jahrzehnte für unsere Länder gesichert, sie galt und gilt vielen Menschen auf der Welt als Vorbild einer multilateralen Ordnung, die Freiheit ermöglicht und das internationale Recht der Staatengemeinschaft achtet.
Wir sehen mit großer Besorgnis, dass dieses Fundament in Frage gestellt wird, und dass die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika zunehmend und mit immer weniger Rücksicht auf andere nur noch ihre eigenen, nationalen Interessen vertritt. Insbesondere eine Abkehr von Europa würde die transatlantischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte untergraben und könnte eine Entwicklung befördern, wie wir sie in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen schon einmal leidvoll erfahren haben. Ohne Zweifel: Regierungen sind in erster Linie ihren Ländern und ihrer Bevölkerung verpflichtet. Aber es zeichnete die Staatengemeinschaft des Westens stets aus, dass sie auch füreinander und gemeinsam für andere auf der Welt Verantwortung übernommen hat. Wenn die amerikanische Regierung an dieser Verantwortungsgemeinschaft nicht mehr teilnehmen will, wird dies langfristig großen politischen und wirtschaftlichen Schaden verursachen, auch und nicht zuletzt für die Vereinigten Staaten von Amerika selbst.
Wir bekräftigen als Mitglieder einer der ältesten und traditionsreichsten transatlantischen Institutionen der Bundesrepublik Deutschland daher mit besonderer Dringlichkeit unsere Auffassung, dass
- Europa und Amerika gerade auch im 21. Jahrhundert eine gemeinsame Verantwortung für den Frieden in der Welt tragen;
- „‘der Westen‘ mehr ist als eine Himmelsrichtung“ (Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier): Uns eint die Idee, auf der Basis von Freiheit, Demokratie, Gleichberechtigung und Völkerverständigung Ausgleich und Gerechtigkeit in einer Welt zu suchen, die durch Ungleichheit, Hunger, Armut, Bürgerkriege, die Folgen des Klimawandels, die Verletzung der Menschenrechte und autoritäre politische Regime zunehmend bedroht wird;
- wir mit nationalen Alleingängen, mit protektionistischer Politik, mit Abschottung und Isolation kein einziges nationales oder globales Problem lösen können;
- nur eine regelbasierte, multilaterale Weltordnung die Voraussetzung dafür schafft, dass die Welt auch im 21. Jahrhundert die Chance hat, den globalen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen;
- Europa und Amerika eine gemeinsame Verantwortung für den humanitären Umgang mit globalen Migrationsbewegungen und wachsender gesellschaftlicher Diversität tragen;
- die Vereinigten Staaten von Amerika auch in Zukunft unser wichtigster und engster Partner sind, wenn es darum geht, geopolitische und strategische Lösungen im Sinne unserer gemeinsamen Erfahrungen, Werte und Interessen zu finden.
Uns ist bewusst, dass es in der aktuellen Situation zu kurz greift, nur auf Amerika zu schauen. Auch die Europäische Union muss sich weiterentwickeln und an Stärke gewinnen – außenpolitisch, verteidigungspolitisch und wirtschaftspolitisch. Angesichts des fortdauernden Engagements der Amerikaner in der NATO müssen auch die europäischen Allianzpartner ihren Beitrag zur Stabilität des Verteidigungsbündnisses leisten. Denn auf Dauer wird die transatlantische Wertegemeinschaft nur dann erfolgreich sein können, wenn beide Seiten stark und international handlungsfähig sind.
Die Atlantik-Brücke und ihre Mitglieder stehen zu ihrer Überzeugung und Verantwortung für die transatlantische Wertegemeinschaft. Wir werden unsere Arbeit noch stärker darauf ausrichten, in den USA, aber auch in Deutschland für diese Gemeinschaft zu werben. Wir suchen deshalb gerade jetzt das Gespräch und den Meinungsaustausch mit den Amerikanern und ihrer Regierung. Wir werden unseren Dialog auf allen Ebenen der Gesellschaft intensivieren. Wir suchen den Austausch mit Vertretern der Administration und mit den Abgeordneten beider Parteien sowie das Gespräch mit Vertretern der Zivilgesellschaft in den einzelnen Bundesstaaten. Wir sprechen mit Gouverneuren, Bürgermeistern und Unternehmern ebenso wie mit Wissenschaftlern und Kulturschaffenden. Wir intensivieren in dieser Phase der transatlantischen Beziehungen auch den Austausch mit der kanadischen Regierung, die insbesondere in Handelsfragen mit ihren europäischen Partnern konstruktiv zusammenarbeitet. Und wir suchen noch intensiver den Dialog mit der jungen Generation, um die transatlantischen Beziehungen langfristig zu verbessern und dauerhaft zu festigen.