Atlantik-Brücke

„Endlich können wir wieder mit den USA verhandeln“

Vorstände der Atlantik-Brücke bewerten den Ausgang der US-Wahl 2020: Eine Medienumschau
„Endlich können wir wieder mit den USA verhandeln“ Foto: David Everet Strickler / Unsplash

Im Folgenden präsentieren wir eine Auswahl von Auszügen aus Stellungnahmen und Einschätzungen zur US-Präsidentschaftswahl 2020 unserer Vorstandsmitglieder aus unlängst veröffentlichten Interviews und Gastbeiträgen in diversen Medien. Klicken Sie auf die jeweiligen Links, um die vollständige Fassung der Debattenbeiträge nachzulesen, anzuhören bzw. anzusehen.

Sigmar Gabriel, Bundesminister und Vizekanzler a.D., Vorsitzender der Atlantik-Brücke: „Ich habe mich natürlich darüber gefreut, weil für Amerika ein Präsident, der jedenfalls den Versuch unternimmt, das Land zu heilen, gut ist, aber noch besser ist er für uns, weil wir endlich jemanden haben, mit dem man wieder verhandeln kann. Trump wollte Gefolgschaft, aber keine Partnerschaft. Das macht für uns die Sache in den Konflikten nicht gleich wieder einfach, aber jedenfalls haben wir mal jemanden, der mit uns redet.“

Sigmar Gabriel im Gespräch mit NDR Info

Norbert Röttgen, Bundesminister a.D., MdB (CDU/CSU), stellv. Vorsitzender der Atlantik-Brücke: „Alles spricht dafür, dass unter Präsident Biden Rationalität, Berechenbarkeit und der Geist von Partnerschaft in die transatlantischen Beziehungen zurückkehren werden. Das rituelle Niedermachen und demonstrative Bestrafen Deutschlands, das wir unter Präsident Trump erleben mussten, gehören nun der Vergangenheit an. Biden, der im Jahr 1973 zum ersten Mal in den US-Senat gewählt wurde, ist Transatlantiker aus Überzeugung. Für ihn stellt die Zusammenarbeit Europas und der USA das Fundament der amerikanischen Außenpolitik dar. Schon das ist sehr viel wert. Dennoch: Die Wiederbelebung der transatlantischen Partnerschaft ist kein Selbstläufer. Auch unter Joe Biden wird Amerika mit sich selbst und mit der Überwindung der tiefen gesellschaftlichen und politischen Gräben beschäftigt sein.“

Norbert Röttgens Gastkommentar im Handelsblatt

Prof. Dr. Michael Hüther, Präsident und Mitglied des Präsidiums, IW Köln, stellv. Vorsitzender der Atlantik-Brücke: „Es ist eine vielleicht immer noch ungewohnte Rolle, aber Deutschland als ‚unverzichtbare Nation Europas‘ – so der frühere polnische Außenminister Sikorski – muss in Europa vorangehen und international auftreten. Es wird zurecht erwartet, und es kann bei angemessener Tonalität gut gelingen. Eines aber bleibt entscheidend: Wir müssen die Illusion ablegen, dass andere für uns existentielle Aufgaben erledigen. Insofern ist die militärische Stärkung – in einer Europäischen Verteidigungsunion – eine ureigene demokratische Selbstbehauptung. Mit einem Präsident Biden gibt es dann viele Möglichkeiten der Kooperation.“

Michael Hüthers Gastbeitrag in Springer Professional

Julie Linn Teigland, Managing Partner EY Europe, Middle East, India and Africa (EMEIA), Mitglied des Vorstands der Atlantik-Brücke: „Biden war sehr deutlich, was das Thema Green Deal angeht. Ich erwarte, dass wir neue Regulierungen bekommen, die dazu da sind, dass die Wirtschaft im Bereich Sustainability und grüne Wirtschaft bestimmte Anforderungen erfüllt. Und ich glaube, wir werden einen gewissen Boom sehen, wenn die ganze Innovationskraft der USA in diese Richtung ausgerichtet wird.“

Julie Linn Teigland im Podcast des Manager Magazins

Omid Nouripour, MdB (Bündnis 90/Die Grünen), Außenpolitischer Sprecher, Deutscher Bundestag, Mitglied des Vorstands der Atlantik-Brücke: „Man muss davon ausgehen, dass sich gerade nach diesem knappen Rennen und nach dieser massiven Polarisierung in den Vereinigten Staaten Biden massiv um die sozialen Verwerfungen im eigenen Land kümmern muss. Das heißt, diese Wahl sollte der letzte Weckruf sein, nicht nur für uns in Deutschland, sondern für uns in Europa, dass wir auf eigenen Beinen stehen müssen, dass wir zusammenstehen müssen, um im Zweifelsfall auch ohne die Amerikaner Außen- und Sicherheitspolitik zu machen.“

Omid Nouripours Interview mit RTL

Alexander Graf Lambsdorff, stellv. Vorsitzender der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag, Mitglied des Vorstands der Atlantik-Brücke: „Wir sehen in dieser Wahl auch einen Arbeitsauftrag für Deutschland und Europa: Es gilt nun, die transatlantischen Beziehungen wieder zu verbessern, vor allem in der Handelspolitik und beim Klimaschutz. Wir erwarten uns von Joe Biden keine Wunder, es wird auch weiter Streitpunkte geben. Aber wir erwarten eine Verbesserung des Klimas zwischen den USA, Europa und Deutschland.“

Alexander Graf Lambsdorff im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland

Botschafter Wolfgang Ischinger, Vorsitzender, Stiftung Münchner Sicherheitskonferenz, Mitglied des Vorstands der Atlantik-Brücke: „Biden weiß, dass Amerika Allianzen und Partner benötigt. Allein wird’s nicht gehen. Deshalb wird er in Asien und Europa nach Verbündeten suchen – zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit der Europäischen Union, mit der Stärkung der Nato. Für uns sind das gute Nachrichten, für uns ist Joe Biden eine gute Nachricht!“

Wolfgang Ischingers Interview mit t-online.de

Michael Werz, Senior Fellow, Center for American Progress, Senior Mercator Fellow 2020- 2021, Mitglied des Vorstands der Atlantik-Brücke: „The President will be massively focused on domestic challenges. So, I hope we will be able to push for a strategic linkage between domestic and foreign policy, for example on the pandemic. The deepening of the Obamacare reforms ist going to be a priority for the next government, but the pandemic has shown that there is no clear distinction between domestic and foreign policy anymore. You can create an interesting nexus which is productive for you at home and allows you to make a strong argument that addressing the health issues in our country also requires establishing better global, multilateral structures and to reengage in the WHO. It is a big political lift, but I am optimistic that we will have a good discussion on these issues.“

Michael Werz‘ Auftritt als Panelist der Global Perspectives Initiative

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