Außen- und Sicherheitspolitik

„Entwickeln wir eine transatlantische Positivagenda!“

Ein Gastbeitrag von Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag

Friedrich Merz

In seinem exklusiven Gastbeitrag für die Atlantik-Brücke plädiert der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz, zugleich Kanzlerkandidat der Union für die Neuwahlen des Bundestages, für proaktive Angebote Deutschlands und Europas an die USA unter Präsident Trump. Die transatlantischen Partner teilten auch in Zukunft ein gemeinsames Schutzversprechen. 

Von Friedrich Merz, MdB und Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag

Bereits in seiner ersten Regierungserklärung erklärte der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer, dass die Bundesrepublik möglichst rasch und vollständig in den Westen zu integrieren sei. Der Weg zur Wiedererlangung der Souveränität Deutschlands war nur durch den engen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Schulterschluss mit den Vereinigten Staaten möglich. Der Beitritt zum Nordatlantischen Verteidigungsbündnis, die Wiederbewaffnung deutscher Streitkräfte, der NATO-Doppelbeschluss oder die Wiedervereinigung Deutschlands: diese historischen Wegmarken waren nur aufgrund guter transatlantischer Beziehungen unionsgeführter Bundesregierungen möglich.

Unser Bündnis zu Amerika war, ist und bleibt von überragender Bedeutung für die Sicherheit, die Freiheit und den Wohlstand in Europa. Mit der Amtsübernahme Donald Trumps als 47. Präsident der Vereinigten Staaten werden sich die transatlantischen Beziehungen erneut verändern und doch werden wir weiterhin gemeinsame Werte, Interessen und innerhalb der NATO ein gemeinsames Schutzversprechen teilen.

Die Ausgestaltung der zukünftigen Beziehungen haben Deutsche und Europäer selbst in der Hand. Anstatt auf Belehrungen zu setzen, sollten wir unsere Energie für die Formulierung sowie Durchsetzung unserer Interessen aufwenden. Dabei muss Europa mit einer Stimme eine geeinte Position vertreten. Wirtschaftspolitisch müssen die Weichen wieder auf Wettbewerbsfähigkeit gestellt werden, denn von unserer Wirtschaftskraft wird abhängen, welche Rolle wir zukünftig auf internationaler Ebene spielen können. Gleichzeitig müssen wir sicherheitspolitisch erwachsen werden und in unsere Verteidigungsfähigkeit investieren. Nur so werden wir Europäer zukünftig von den Amerikanern als starker Partner auf Augenhöhe wahrgenommen werden.

Anstatt auf Belehrungen zu setzen, sollten wir unsere Energie für die Formulierung sowie Durchsetzung unserer Interessen aufwenden. Dabei muss Europa mit einer Stimme eine geeinte Position vertreten.

Unter den genannten Voraussetzungen können wir in der zweiten Amtszeit von Donald Trump ein neues Kapitel in den europäisch-amerikanischen Beziehungen aufschlagen, was Chancen und Möglichkeiten bietet. Auch die Vereinigten Staaten wissen, dass sich die vor uns liegenden globalen Herausforderungen besser gemeinsam lösen lassen. Arbeiten wir also von Anbeginn an einem guten Verhältnis, treten in den Dialog, unterbreiten proaktiv Angebote und entwickeln eine transatlantische Positivagenda.

Um eine gefährliche Zollspirale zu verhindern, sollten wir einen neuen Anlauf für ein transatlantisches Freihandelsabkommen unternehmen und unsere Wirtschaftsräume enger verzahnen. Auch im Umgang mit China kann eine enge Abstimmung und ein gemeinsames Vorgehen einen beiderseitigen Mehrwert bieten.

Für weiterhin gute transatlantische Beziehungen bedarf es Führung und Kompromissbereitschaft. Mehr als bisher wird Deutschland für Koordination, gemeinsame Strategie und Zusammenhalt sorgen sowie Verantwortung übernehmen müssen. Als Union sind wir dafür gut vorbereitet und stehen bereit, in Regierungsverantwortung die notwendigen Entscheidungen zu treffen.

Friedrich Merz war von 2009 bis 2019 Vorsitzender der Atlantik-Brücke.

Die Atlantik-Brücke hat vor der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 die Kanzlerkandidaten von CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen gebeten, ihre transatlantische Agenda in einem Gastbeitrag aufzuschreiben. Die Texte sind bereits vor dem Wochenende der Münchner Sicherheitskonferenz und den Äußerungen von US-Vizepräsident J.D. Vance entstanden. 

Den Gastbeitrag von Bundeskanzler Olaf Scholz lesen Sie hier
Den Gastbeitrag des Grünen-Kanzlerkandidaten Robert Habeck lesen Sie hier.

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