Gedenken an Henry Kissinger
Die Atlantik-Brücke trauert um Henry Kissinger. Mit ihm verlieren nicht nur die Vereinigten Staaten von Amerika, sondern auch die europäischen Partner einen Jahrhundert-Diplomaten, der über viele Jahrzehnte federführend eine realistische Sicht auf die Außenpolitik etabliert und damit das 20. Jahrhundert definiert hat. Mit seinem einzigartigen politischen Weitblick hat er zudem die heutige geopolitische Lage, vor allem China betreffend, schon lange vorhergesehen.
„Kaum jemand hat die Außenpolitik der USA im 20. Jahrhundert so sehr geprägt wie Henry Kissinger“, würdigt Sigmar Gabriel, Vorsitzender der Atlantik-Brücke, den Verstorbenen. „Seine Mahnung sollten auch wir Deutschen nicht vergessen: ‚Ein Land, das in seiner Außenpolitik moralische Perfektion verlangt, wird weder Perfektion noch Sicherheit erreichen‘“, so Gabriel.
Auch nach seiner Amtszeit im Jahre 1977, in der er zunächst als Nationaler Sicherheitsberater und dann als US-Außenminister gedient hatte, blieb Kissinger ein einflussreicher Berater, schaltete sich in außenpolitische Debatten ein und besuchte gerne seine alte Heimat Deutschland.
Unvergessen bleibt der Abend des 25. Mai 1992 im Hotel Atlantic in Hamburg, an dem die Atlantik-Brücke Henry Kissinger den Eric M. Warburg Preis verleihen durfte. „Die Atlantische Allianz kann nicht sein, was sie war. Es reicht auch nicht aus, endlos zu wiederholen, dass die Atlantische Allianz der Eckstein unserer Beziehung ist, ohne dass wir der Allianz neuen Inhalt geben können, der den neuen Realitäten entspricht“, sagte Kissinger in der ihm typischen Weitsicht damals in seiner Festrede.
Der Vorstand und die Mitglieder der Atlantik-Brücke gedenken eines großen Transatlantikers, herausragenden Staatsmannes und außenpolitischen Denkers. Seine Stimme und sein Intellekt werden fehlen.