Wirtschaft und Finanzen

German Angst vor der US-Wahl – und wo das Land selbst ansetzen muss

German Angst vor der US-Wahl – und wo das Land selbst ansetzen muss Gastgeber und Panelisten in Hamburg: Nagila Warburg, Maximilian Rothkopf, Marie-Christine von Hahn, Sigmar Gabriel, Julia Friedlander und Klaus Brinkbäumer (von links). Foto: Atlantik-Brücke

Die Frage, wer nach der US-Präsidentschaftswahl am 5. November ins Weiße Haus in Washington, D.C., einzieht, treibt die deutsche Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit seit den ersten parteiinternen Vorwahlen Anfang dieses Jahres wie kaum eine andere außenpolitische Herausforderung um.

Eine Woche nach dem ersten – und wohl auch einzigen – TV-Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris und knapp sieben Wochen vor dem Wahltag kamen am Abend des 17. September 2024 mehr als 150 Gäste bei Hapag-Lloyd am Hamburger Ballindamm zusammen, um einer Paneldiskussion zum aktuellen Stand im Präsidentschaftsrennen sowie zu den möglichen Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland beizuwohnen. Es diskutierten mit dem Vorsitzenden der Atlantik-Brücke, Sigmar Gabriel, der ehemalige Spiegel-Chefredakteur und aktuelle Experte für Außen- und Weltpolitik des MDR, Klaus Brinkbäumer, sowie Marie-Christine von Hahn, seit Oktober neue Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), in ihrer Funktion als Vice President Corporate Sustainability & External Affairs der in Hamburg ansässigen Aurubis AG. Moderiert wurde die Veranstaltung von Julia Friedlander, Geschäftsführerin der Atlantik-Brücke.

Als Fazit der Diskussion lässt sich festhalten, dass Deutschland weniger gebannt auf die Wahl am 5. November blicken sollte und Politik und Wirtschaft hierzulande ihr Schicksal verstärkt in die eigene Hand nehmen sollten. Weder Kamala Harris noch Donald Trump können Deutschland bei Bürokratieabbau, der Bekämpfung des Fachkräftemangels und der Etablierung einer Willkommenskultur für unternehmerischen Wagemut helfen. Dass der Ton der transatlantischen Zusammenarbeit unter Harris freundlicher wäre als unter Trump, ist wohlbekannt. Dass Trump mit neuen Import-Zöllen droht, ist ebenfalls allen transatlantischen Beobachter*innen bewusst. Ob er diese, sollte er im Januar erneut ins Weiße Haus einziehen, tatsächlich einführen würde, bleibt spekulativ. Dass Demokraten wie Republikaner aber stark daran interessiert sind, Industriearbeitsplätze in den USA zu halten bzw. zu schaffen, sollte niemanden überraschen – auf dieser Seite des Atlantiks verhält es sich schließlich nicht anders.

Eindrücklich in Erinnerung bleiben die Schilderungen von Marie-Christine von Hahn, als sie beschrieb, mit welcher Willkommenskultur Politiker*innen und Behörden in Augusta, Georgia dem vor wenigen Tagen in Betrieb genommenen Recyclingwerk von Aurubis begegneten. Der Wille, unternehmerisches Handeln zu fördern, Investitionen zu erleichtern und einen politisch-wirtschaftlichen Schulterschluss zu suchen, ohne dabei ökologische und soziale Standards abzusenken, stellt die Grundlage einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik dar – ob in den USA oder Deutschland.

Sollte Deutschland die eigenen Fesseln lösen, Digitalisierung und Bürokratieabbau vorantreiben, in Infrastruktur investieren und den Fachkräftemangel lindern, sieht die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland trotz eines unsicheren und verstärkt protektionistischen internationalen Umfelds nicht so düster aus. Vor jedem ängstlichen Blick auf die US-Präsidentschaftswahl und die möglichen Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland sollten Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zuerst ökonomische Hemmnisse in Deutschland abbauen und die eigenen Hausaufgaben erledigen.

Die deutsche Wirtschaft ist grundsätzlich stark. Ob sie dies in einem geopolitisch unsicheren Umfeld auch bleibt, hängt in erster Linie von uns selbst ab.

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