Heinrich August Winkler über die Zukunft des Westens
Die Botschaft des Westens: Könnte es einen geeigneteren Ort geben, um die brennende Frage nach der Zukunft des transatlantischen Bündnisses zu diskutieren? In die Berliner Landesvertretung Nordrhein-Westfalens hatte die Atlantik-Brücke also ihre Mitglieder und Young Leaders Alumni zur Auseinandersetzung mit den von Heinrich August Winkler in seinem Werk „Zerbricht der Westen?“ vertretenen Thesen eingeladen. Im gemeinsamen Gespräch mit dem Vorsitzenden der Atlantik-Brücke, Friedrich Merz, erinnerte der Historiker in seiner Einführung zunächst einmal daran, dass die Wurzeln des normativen Projekts des Westens bis weit in das Mittelalter zurückreichen. Die Trennung von geistlicher und weltlicher Gewalt, die Renaissance, die Reformation und schließlich die Aufklärung waren allesamt starke Triebfedern für die Entstehung des Westens.
Heute werden Werte wie die Gewaltenteilung, die Herrschaft des Rechts, die Würde des Menschen und eine repräsentative Demokratie bisweilen als selbstverständlich empfunden. Doch schnell wurde auch im Gespräch mit Professor Winkler deutlich, dass sie dieses nicht sind, sondern immer wieder aufs Neue gegen illiberale Kräfte von außen und nationalistisch-populistische Tendenzen von innen verteidigt und erklärt werden müssen. Welche Rolle in diesem auch zivilgesellschaftlich beeinflussten Prozess insbesondere die Vereinigten Staaten von Amerika, die Europäische Union, aber auch Deutschland spielen können, beherrschte die weitere Diskussion des Abends.