„Industrie 4.0 im Standortwettbewerb zwischen Deutschland, Europa und den USA“
Welche Chancen und Herausforderungen bringt die Digitalisierung mit sich? Darüber diskutierten Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Dr.-Ing. Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp AG, und Friedrich Merz, Vorsitzender der Atlantik-Brücke am 3. März 2016 in Düsseldorf.
Kommissar Oettinger betonte in seiner Rede, dass Europa dringend auf die digitale Überlegenheit der USA reagieren müsse. In einer Zeit, in der das Thema Konnektivität alle Lebensbereiche durchdringe, sei Amerika im Begriff, seinen Vorsprung im Digitalen als Grundlage für eine gesamtwirtschaftliche Vorherrschaft zu nutzen. Das Vordringen amerikanischer Tech-Konzerne in die Geschäftsfelder der traditionellen Industrie stelle eine Bedrohung gerade auch für Mittelständler in Deutschland dar. Die Fahrzeugentwicklung durch Unternehmen wie Google und Apple zum Beispiel müsse die deutsche Industrie aufhorchen lassen. Eine digitale Strategie dürfe jedoch nicht national gedacht werden. Erforderlich sei, so Oettinger, eine leistungsstarke, paneuropäische digitale Infrastruktur, welche allerdings Milliardeninvestitionen voraussetze.
In der anschließenden Podiumsdiskussion gab ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger Einsichten aus der Praxis und erläuterte, an welchen Stellen Industrie 4.0 bereits implementiert sei. ThyssenKrupp biete seinen Kunden zum Beispiel die Möglichkeit, Stahlbestellungen online aufzugeben und noch kurzfristig zu ändern – mit Vorteilen für alle Seiten. Er hob die Chancen der Digitalisierung für Deutschland hervor, unterstrich aber gleichzeitig die dringende Notwendigkeit eines Ausbaus der digitalen Infrastruktur in Europa. Auch Friedrich Merz verwies auf die technologische Stärke der deutschen Industrie. Problematisch sei aber der Aspekt der Datensicherheit. Diese müsse dringend gestärkt werden, um die Digitalisierung diesseits des Atlantiks voranzutreiben.
Die Abendveranstaltung fand bei der Deutschen Bank in Düsseldorf statt. Moderiert wurde das Gespräch von Handelsblatt-Chefredakteur Sven Afhüppe.