Neuerscheinungen 2020: eine Auswahl der Atlantik-Brücke
Why We’re Polarized
von Ezra Klein
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Avid Reader Press / Simon & Schuster
336 Seiten
Die größte Gefahr für entwickelte Demokratien dürfte in ihrem Inneren entstehen, in der Bürgergesellschaft. Der Publizist Ezra Klein hat mit diesem Titel höchstwahrscheinlich ein neues Standardwerk zur fundierten, glasklaren Analyse von Spaltungen und Polarisierungen von Parteien, Medien, Wirtschaft und in sozialen Fragen der Vereinigten Staaten veröffentlicht. Dabei wird schnell klar, dass Demokraten in aller Welt Kleins Buch lesen sollten, wenn sie sich den Bedrohungen vielfältigster identitätspolitischer Zerrissenheit und systemischer Dysfunktionalitäten sowohl als aufgeklärte Individuen als auch als Volk im Kollektiv entgegenstellen wollen.
Caste – The Origins of Our Discontents
von Isabel Wilkerson
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Random House
496 Seiten
Für den Buchkritiker der New York Times ist Isabel Wilkerson’s Buch „the keynote nonfiction book of the American century thus far.” Die Journalistin und Pulitzer-Preisträgerin beschreibt in ihrem Werk den Rassismus gegen die Schwarzen in den USA als ein Kasten-System, eine starre soziale Ordnung, die durch den festen Glauben an eine überlegene und eine unterlegene Gruppe perpetuiert wird. Wilkerson zieht Vergleiche zwischen der Lage der Schwarzen in den USA, dem indischen Kastensystem und Deutschland im Nationalsozialismus. Einen Film zum Buch wird es im nächsten Jahr auf Netflix geben.
A Promised Land
von Barack Obama
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Crown Publishing
768 Seiten
Der 44. US-Präsident hat sich ungewöhnlich viel Zeit genommen, um den ersten Teil seiner Memoiren vorzulegen – das Warten hat sich gelohnt: Mit rhetorischer Brillanz schildert der erste afroamerikanische Oberbefehlshaber, wie er als junger Senator für Illinois die Kampagne für das höchste Amt bestritt, die USA durch eine schwere Rezession führte und den Affordable Care Act Wirklichkeit werden ließ. Am Ende befindet sich der Leser mit Obama im Situation Room, als Spezialkräfte die Operation zur Ergreifung und späteren Tötung Osama bin Ladens im pakistanischen Abbottabad ausführen.
The Man Who Ran Washington – The Life and Times of James A. Baker III
von Peter Baker und Susan Glasser
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Doubleday / Penguin Random House
720 Seiten
Insbesondere Deutschland hat James A. Baker III. zur Zeit der Überwindung des Kalten Krieges, der deutschen Wiedervereinigung – der Einheit in Freiheit – und der europäischen Integration sehr viel zu verdanken. Die Polit-Journalisten Peter Baker und Susan Glasser haben eine wirklich lesenswerte Biografie über das Wirken des ehemaligen amerikanischen Außenministers und Chief of Staff im Weißen Haus vorgelegt, der wie wenige andere in der Innenpolitik und Spitzendiplomatie durch Geschick in Verhandlungen, Ausdauer in der Sache und Nahbarkeit im Ton und Umgang auf der Weltbühne und in der US-Kapitale für den freien Westen eintrat.
On All Fronts – The Education of a Journalist
von Clarissa Ward
Erscheinungsjahr: 2020
Verlag: Penguin Press
336 Seiten
Die Memoiren der internationalen Chef-Korrespondentin von CNN sind eine Hommage an den Journalismus – trotz aller Härten, die er mit sich bringt. Clarissa Ward, die für CNN, ABC, CBS und Fox aus zahlreichen Krisengebieten berichtete, beschreibt Konfrontationen mit Dschihadisten, Begegnungen mit Rohingya auf der Flucht, und, nicht zuletzt, den schmerzhaften Verlust von Kollegen und Freunden, die sich ebenso unbedingt der Suche nach der Wahrheit verschrieben haben wie die Autorin.
The Trial of the Chicago 7
von Direktor & Drehbuchautor Aaron Sorkin (The West Wing)
Erscheinungsjahr: 2020
Streaming Anbieter: Netflix
Dauer: 2h 10min
1969 standen in Richard Nixons Amerika sieben Aktivisten gegen den Vietnamkrieg vor Gericht: die „Chicago 7“. Ihnen wurde, im Anschluss an eine eskalierte Demonstration, Verschwörung zum Aufruhr vorgeworfen. Die Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft, die sich während dieser Zeit in teilweise gewaltsamen Protesten Bahn brach, weckt Erinnerungen an die heutige Spaltung der USA. Der Regisseur Aaron Sorkin, der als Showrunner der Serie „The West Wing“ Bekanntheit erlangte, vereint Slapstick mit detailgetreuen historischen Fakten zu einem Gesellschaftsdrama, das trotz seines historischen Sujets und der Batik-T-Shirts seiner Protagonisten verblüffend zeitgemäß wirkt.