Wirtschaft und Finanzen

Ohne Frauenquote kein Wirtschaftsboom

Ohne Frauenquote kein Wirtschaftsboom

Die Studie „Representation Matters“, die wir am 10. Februar im Rahmen einer Panel Diskussion mit Dr. Kai Bender, Julia Friedlander, Silvana Koch-Mehrin, Tuesday Porter und Andrea Steverding vorgestellt haben, untersucht die Auswirkungen einer höheren Repräsentation von Frauen auf die Wirtschaftsleistung. Im Anschluss an diese Veranstaltung verfasste Tuesday Porter einen Gastbeitrag für die Atlantik-Brücke.

Von Tuesday Porter

Das globale BIP um 20% steigern und die globale Wachstumsrate in der nächsten Dekade verdoppeln? Ja, dazu müssen Regierungen aus ihren Bemühungen in Sachen Gleichstellung in der Wirtschaft und in der Politik in die Umsetzung von tatsächlichen Maßnahmen kommen. Weltweit behindern diskriminierende Gesetze und Vorschriften diesen möglichen Fortschritt. Weltweit genießen Frauen lediglich 64.2% der Rechte im Vergleich zu Männern (Achtung: in Deutschland beträgt die Zahl auch nur 85%).

Kurz vor der Bundestagswahl im Februar wurde der Report #RepresentationMatters in Deutschland vorgestellt. Ein guter Zeitpunkt, um auf den Zusammenhang zwischen inklusiver politischer Führung und wirtschaftlichen Ergebnissen zu schauen.

5% des deutschen BIP sind ungenutzt, weil Frauen nicht gleichberechtigt partizipieren

WPL (Women Political Leaders) als Initiatorinnen des Reports haben die folgenden wichtigen und deutschlandspezifischen Erkenntnisse festgestellt:
– 5% des BIP in Deutschland sind dadurch ungenutzt, dass Frauen nicht gleichberechtigt an der Wirtschaft partizipieren.
– Die gleichberechtigte Vertretung ist Teil des Zwecks einer Regierung – und Frauen müssen gleichberechtigte Sitze am Tisch haben.
– Ohne Quoten wird der Wandel im öffentlichen und privaten Sektor kaum vorangetrieben werden.
– Der Wandel ist ein Marathon. Maßnahmen, um den Wandel voranzutreiben, müssen frühzeitig mit dem Aufbau und der Rekrutierung von Talenten beginnen.

Im Report sind neue Forschungsergebnisse von Professorin Alice Kang, University of Nebraska, enthalten. Kang hat Erhebungen aus >165 Länder im Zeitraum zwischen 1970 und 2023 mit den Länderwerten aus dem WBL 1.0-Index der Weltbank abgeglichen. Der WBL 1.0-Index misst Gesetze und Vorschriften anhand von acht Indikatoren, die einen Einfluss auf wirtschaftliche Möglichkeiten von Frauen haben (Mobilität, Arbeitsplatz, Gehalt, Ehe, Elternschaft, Entrepreneurship, Vermögenswerte, Altersvorsorge).
Die drei Haupterkenntnisse aus diesen Forschungsergebnissen sind:

– Die Repräsentation von Frauen in der Politik korreliert (statistisch signifikant!) mit Verbesserungen bei der rechtlichen Gleichstellung von Frauen.
– Mehr Frauen in politischen Führungspositionen führen innerhalb wenige Jahre zu einer Verbesserung bei der gesetzlichen Gleichstellung.
– Mehr Frauen in politischen Führungspositionen sorgen für bessere Gesetzgebung zum Schutz von Frauen und gegen geschlechterbasierte Gewalt.

Die Wirtschaft kann mit gutem Beispiel vorangehen.

Die Handlungsempfehlungen liegen auf der Hand:

– Barrieren sichtbar machen.
– Gleichberechtigte Möglichkeiten von Frauen für politische Repräsentation und rechtliche Gleichstellung schaffen.
– Ernsthafte Maßnahmen gegen die Voreingenommenheit über Frauen in Führung implementieren.
– Die Wirtschaft kann ihren Einfluss geltend machen und mit gutem Beispiel vorangehen, währen die Politik gesetzlich nacharbeitet.

In Zusammenarbeit mit Women Political Leaders, Women, Business and the Law, The World Bank, Oliver Wyman Forum und Atlantik-Brücke e.V. wurden umsetzbare Strategien zur Förderung der Repräsentation im privaten und öffentlichen Sektor sowie in multilateralen Organisationen untersucht. Weitere Informationen hier im Report.

Danke an Dominik Weh, Dr. Andreas Berlin, Silvana Koch-Mehrin, Julia Friedlander, Julia C. Braunmiller, Kai Bender und Andrea Steverding für die Diskussion zu diesem Thema bei der Vorstellung der Studie in Berlin am 10. Februar 2025.

 

Tuesday Porter ist Mitglied im Aufsichtsrat der TÜV NORD AG und Gründungsmitglied von „the network“, das sich für die Sichtbarkeit von Frauen in derTÜV NORD AG engagiert. 

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